Voller Dankbarkeit und Freude über die Gelegenheit, mein Exposé zur Dissertation „Deutsch als Heritage Language im Riesengebirge“ vorstellen zu dürfen. Das Colloquium Carolinum eröffnete neue Perspektiven – durch inspirierende Beiträge, spannende Begegnungen und überraschende Einsichten.

Am 14. März 2025 hatte ich die große Freude, am Colloquium Carolinum – Forum für Tschechien- und Slowakeiforschung teilzunehmen. Die Veranstaltung war nicht nur inhaltlich inspirierend, sondern auch persönlich für mich ein besonderer Moment – denn ich durfte mein Exposé in einem Kurzbeitrag vorstellen. Die Möglichkeit meine Forschung mit einem so interessierten Fachpublikum zu teilen, war für mich sehr wertvoll.

Das Collegium Carolinum ist eine wissenschaftliche Einrichtung mit Sitz in München, die sich der interdisziplinären Erforschung der Geschichte und Gegenwart von Böhmen, Mähren, der Slowakei und angrenzender Regionen widmet. Gegründet wurde es 1956 – in bewusster Tradition der nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossenen deutschen Karls-Ferdinands-Universität in Prag, deren Wirken bis 1945 einen wichtigen Teil der deutschsprachigen Hochschullandschaft Mitteleuropas darstellte. Mehr Informationen zur Geschichte und zur aktuellen Arbeit des Instituts hier.

Aufgaben und Wirkung des Collegium Carolinum

Das Collegium Carolinum versteht sich als Forum für interdisziplinären Austausch. Es publiziert wissenschaftliche Studien, gibt eine eigene Buchreihe heraus, organisiert internationale Tagungen und pflegt ein aktives Netzwerk an Forschern, die sich mit Tschechien, der Slowakei und angrenzenden Regionen beschäftigen – historisch, kulturell, politisch und gesellschaftlich.

Neben seinem Hauptsitz in München unterhält das Collegium Carolinum Außenstellen in Prag und arbeitet eng mit Universitäten, Archiven und Forschungseinrichtungen in Mitteleuropa zusammen. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag zum wissenschaftlichen Dialog zwischen den Ländern – und zur gemeinsamen Aufarbeitung komplexer historischer Erfahrungen. Für mich steht die Arbeit des Collegium Carolinum exemplarisch für eine zukunftsorientierte Brückenarbeit, die Grenzen überwindet.

Persönliche Beteiligung und Interesse

Im Rahmen des diesjährigen Forums durfte ich – Henry Ertner – mein Exposé in einem Kurzbeitrag vorstellen. Meine Forschung beschäftigt sich mit dem Thema Deutsch als Heritage Language im Riesengebirge. Der Austausch im Anschluss war für mich sehr anregend und hat mir wertvolle neue Impulse für die weitere Arbeit gegeben. Mehr zur Veranstaltung und dem diesjährigen Programm.

Besonders beeindruckt haben mich zwei Beiträge, die sich mit der ökonomischen und urbanen Geschichte Böhmens auseinander setzten – auf sehr unterschiedliche, aber komplementäre Weise.

Tobias Möllmer – Repräsentanzen der Nationalbank in den Kronländern Böhmen und Mähren
Tobias Möllmer - Repräsentanzen der Nationalbank in den Kronländern Böhmen und Mähren

Tobias Möllmer (Innsbruck) stellte unter dem Titel „Repräsentanzen der Nationalbank in den Kronländern Böhmen und Mähren: Die Bautätigkeit der Oesterreichisch-Ungarischen Bank im heutigen Tschechien (1898–1918)“ ein Projekt zur Baugeschichte und symbolischen Präsenz der Finanzmacht in der Habsburgermonarchie vor. Besonders spannend fand ich, wie sich durch Architektur politische und wirtschaftliche Machtverhältnisse materialisieren – und wie viele dieser Gebäude im heutigen Tschechien bis heute den urbanen Raum prägen.

Ein zweiter Beitrag, der mir in Erinnerung bleibt.

Lukas Dovern – Lokaler, globaler und regionaler Wandel in Pilsen 1859–1914
Lukas Dovern - Lokaler, globaler und regionaler Wandel in Pilsen 1859–1914

Lukas Dovern (Kiel) untersucht die Entwicklung der Stadt Pilsen und der Škoda-Werke im Kontext industrieller, politischer und globaler Transformationsprozesse. Der Beitrag zeigte eindrucksvoll, wie eng lokalgeschichtliche Entwicklungen mit internationalen Dynamiken verflochten sein können – und welche Rolle regionale Industrien in größeren globalen Verschiebungen spielen. Dieser Arbeit steht am Anfang, ich bin gespannt auf die Ergebnisse.

Beide Vorträge haben mich inspiriert, mich künftig vertiefter mit dem Verhältnis von Raum, Wirtschaft und Identität zu beschäftigen. Ich plane, in kommenden Blogbeiträgen näher auf diese Themen einzugehen.

Das Colloquium Carolinum war für mich mehr als eine wissenschaftliche Veranstaltung. Es war ein Ort des Zuhörens, des Austauschs und der gemeinsamen Reflexion über mitteleuropäische Geschichte und Gegenwart. Ich bin sehr dankbar, dass ich teilnehmen durfte – und freue mich schon auf die kommenden Gelegenheiten zum Weiterdenken und Wiedersehen.

Kein Elfenbeinturm, sondern eine Werkstatt der Verständigung

Was das Colloquium Carolinum so besonders macht, ist die Verbindung von wissenschaftlicher Exzellenz und echter Neugier auf andere Perspektiven. Hier wird nicht bloß akademischer Betrieb verwaltet – hier wird aktiv an einem europäischen Gedächtnisraum gebaut, der nicht in nationalen Engführungen stecken bleibt. Das macht die Veranstaltung – gerade für jüngere Forschende – zu einem seltenen Ort der Offenheit. Ich bin dankbar, dabei gewesen zu sein.

Originaltext Rückblick auf das Colloquium Carolinum — Brücken zwischen Geschichte und Gegenwart — www.henryertner.com

English Looking Back at the Colloquium Carolinum — Building Bridges Between History and the Present

Česky Ohlédnutí za Colloquium Carolinum – mosty mezi historií a současností


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